Alle Jahre wieder 


Liebe Leser und liebe Leserinnen,

in diesem Jahr spüren wir hier in Hévíz über Weihnachtsbaumschmuck Symbole nach. So auch über Stroh und Stern.    

 Stroh und Stern, Stern und Stroh – größer kann der Unterschied nicht sein. Der Stern verweist auf das Himmlische und Unvergängliche. Das Stroh auf das Irdische und Vergängliche. Und diese beiden Gegensätze verbinden sich in den Strohsternen, die an unseren Weihnachtsbäumen hängen. Sie werden zum Zeichen, dafür, was an Weihnachten geschieht: Himmel und Erde verbinden sich. Gott hat ein Herz für die Wirklichkeit der Welt, und Menschen kommen zur Krippe und denken Weihnachten weiter. So stehen wir als Christinnen und Christen in einer uralten, zweitausend Jahre alten Tradition.

Unbenannt

Der Stern von Bethlehem führte die Weisen zum Kind. Aus der frohen Botschaft, die die Engel den Hirten verkündeten hat sich eine umfangreiche Kultur des Weihnachtfestes über Generationen hinweg entwickelt. Manches davon ist fragwürdig und problematisch, keine Frage. Aber geringschätzen sollten wir diese Tradition dennoch nicht. Denn sie spiegelt die Erfahrungen von Menschen wieder, denen das Vertrauen zu dem Gott der Bibel Hilfe und Orientierung auf dem Weg gegeben hat, Trost in Trauer, Licht in dunkler Nacht, Antworten auf die ungelösten und oft auch unlösbaren Fragen, die uns Menschen beschäftigen - Antworten, die dann allerdings anders ausfallen, als wir uns das vorstellen oder erträumen. Antworten, die Menschen nicht geben können oder wollen. Zusammengefasst in einem Wort ist die Antwort Gottes auf all unsere Fragen: die Liebe. Das ist auch so ein Wort, das ganz schnell in Kitsch abgleitet. Aber nicht bei ihm. Seine Liebe bewährt sich gerade dort, wo der Kitsch versagt: im Unfrieden, im Leid und angesichts des Todes. Alles Dinge, die unser Leben verdunkeln. Gottes Antwort an Weihnachten darauf lautet nicht, dass Unfrieden, Leid und Tod abgeschafft würden, aber seine Antwort darauf heißt: nichts davon hat das letzte Wort, das liegt bei mir, und egal, was passiert, das erste Wort von mir zu euch ist immer ein Wort der Liebe.

Oftmals schwer zu begreifen. Wenn die Realität dagegen zu sprechen scheint, aber gerade dann ist es hilfreich, in die Traditionen zu schauen, die ja nichts anders als der Niederschlag von menschlichen Erfahrungen sind. Würde der Stern von Bethlehem, die Engelbotschaft, das Kind in der Krippe nichts bei Menschen auslösen, dauerhaft auslösen, wären diese Symbole längst vergessen und untergegangen. Aber sie sind lebendig wie eh und je, manchmal müssen wir den Staub wegblasen, der sich darauf gelegt hat, damit die ursprünglichen Gedanken und die damit verbundenen Gefühle zum Vorschein kommen.

Ich weiß nicht, wer damit anfing, an Weihnachten Sterne aus Stroh zu binden. Doch ich weiß, dass ich darüber froh bin.

Stroh und Stern, Himmel und Erde, Reichtum und Armut, Torheit und Weisheit – das scheint nicht zusammenzugehen. Doch mit dieser Verbindung der Gegensätze bringt Gott seine Liebe zu den Menschen.

Gott begegnet uns mit Liebe, er kann und will uns Orientierung, Trost und Geborgenheit schenken, nicht nur an Weihnachten, aber gerade auch dann.

 Möge ein jeder und eine jede von uns geleitet sein mit dem irischen Wunsch:

„Möge ein Engel an deiner Seite sein und dich behüten ein Leben lang.“

Ihre / Eure

Pfarrerin i.R.Rita Mick-Solle

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